Feedback geben und Leistung zu bewerten, ist eine wichtige Führungsaufgabe. Vielen fällt das schwer, denn sie verbinden damit etwas Negatives. Weshalb und welche positive Kraft dahinter steckt – das erläutert die erfahrene Berliner Meisterrednerin Gabi Brähler.Feedback geben als Führungsqualität: Feedback geben, heisst bewerten. Der Begriff „Bewerten“ hat im Deutschen einen negativen Beigeschmack. Kritisieren, auf Probleme und Fehler hinweisen, dieses und jenes läuft in die falsche Richtung – all das schwingt mit in dem Wort. Meine Überzeugung: Bewerten im positivsten Sinne ist eine unverzichtbare Qualität für alle, die Menschen führen und mit ihnen etwas bewegen wollen. Warum?
Stichwort Wertschätzung! Jeder Mensch braucht das Gefühl, dass sich Engagement lohnt. Jeder möchte merken, dass der Kollege oder die Chefin den Einsatz sehen, den man für ein Thema oder eine Aufgabe entwickelt. Das brauchen wir, um jeden Tag mit neuer Energie und Lust aktiv zu werden. Führungskräfte sollten sich deshalb immer wieder Zeit nehmen, um Erfolge von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrzunehmen – und diese Erfolge auch anzusprechen. Im Zweiergespräch oder vor dem ganzen Team.
Stichwort Motivation! Lob beflügelt, ist wie ein Energieriegel nach einem 20-Kilometer-Lauf. „Ja wunderbar dieses Lob, aber ich kann noch mehr“ – das könnte eine innere Reaktion auf eine Anerkennung sein. Wer sieht, dass sein Einsatz geschätzt wird, legt vielleicht noch „eine Kohle drauf“. Wir können viel mehr, als wir uns oft selbst zutrauen. Lob ist ein wichtiger Katalysator, um verborgene Kräfte freizusetzen.
Stichwort Wachstum fördern! Ein wichtiger Aspekt bei der Kunst der konstruktiven Bewertung ist es, motivierende Verbesserungsvorschläge zu machen. Wer als erfahrene Führungskraft konkrete und praktisch umsetzbare Tipps für Optimierungen gibt, hilft dem Einzelnen zu wachsen. Dies kommt den Beschäftigten zugute und bringt die Abteilung oder das ganze Unternehmen voran.
Stichwort Potenziale sehen! Wer als Führungskraft regelmäßig konstruktiv bewertet, praktiziert die Kunst der aufmerksamen Beobachtung. Dazu gehört, ein Gefühl für die individuellen Qualitäten eines Menschen zu entwickeln, ihren Einsatz zu registrieren und auch Fortschritte wahrzunehmen. All das schärft den Blick dafür, was in einem Menschen steckt und welche Potenziale vorhanden sind.
Eine Mitarbeiterin zeigt immer wieder große analytische Fähigkeiten? Warum sie nicht verstärkt bei der Entwicklung neuer Strategien einsetzen? Jemand ist ein großer Vermittler bei Konflikten? Warum denjenigen nicht verstärkt bei der Betreuung großer und komplexer Projekte einsetzen?
Berliner Meisterrednerinnen und -redner: Konstruktives Bewerten ist eine der Königsdisziplinen bei den Toastmastern. An jedem Klubabend üben wir diese Kunst. Bei der positiven Analyse der vorbereiteten Rede geht es darum, Stärken hervorzuheben und die Klubkolleginnen und -kollegen zu unterstützen, noch besser zu werden. Was wir hier lernen, können wir im Alltag und im Beruf praktisch nutzen.