Redeangst? Wer kennt das nicht? Bei einer Besprechung werden wir aufgefordert, etwas zu berichten oder auf einer Feier einen Toast zu halten: Das Gehirn schrumpft auf Erbsengröße und wir stammeln – eine Reaktion, die der erfahrene Redner Franz-Josef nur zu gut kennt. Warum ihm die „Berliner Meisterredner“ geholfen haben, will er uns berichten.
Was für die einen die Spinnenphobie ist und für den Flugverweigerer die Aviophobie, ist für viele Menschen das Reden in der Öffentlichkeit. Ich kann mich noch an mein erstes Mal bei den „Berliner Meisterrednern“ erinnern, als ich gefragt wurde, warum ich an den Toastmasters interessiert wäre. Das glich meiner ersten Stegreifrede: Trockene Kehle, feuchte Hände, zittrige Stimme.
Was ist eine Stegreifrede? Stegreif ist die alte Bezeichnung für den Steigbügel eines Reiters. Ursprünglich eine Seilschlinge, die zum Aufsteigen gebraucht wurde. „Aus dem Stegreif“ bedeutet wörtlich: ohne vom Pferd zu steigen; im übertragenen Sinn: ohne lange nachzudenken, unvorbereitet. Die Stegreifrede ist die hohe Kunst des Redens und für mich und für viele andere immer wieder eine Mutprobe. Bei einem Klubabend der „Berliner Meisterrednern“ können wir uns aber dieser Herausforderung stellen. Die Moderation für die Stegreifreden bestimmt ein Oberthema für den Abend und das Publikum erhält die Gelegenheit, dazu spontan etwas zu referieren.
Jemand erzählte mir – wahrscheinlich war es nur ein Jux, dass es Menschen gäbe, die vor die Alternative gestellt, eine spontane Rede vor fremden Menschen zu halten oder von einem Dach zu springen, sich spontan für das Dach entscheiden würden. Ich kann Euch beruhigen, ich kenne keine Meisterrednerin und keinen Meisterredner, die gesprungen wären. Ganz im Gegenteil. Auch wenn‘s hier und da vielleicht hakt. Wir kommen alle gut gelaunt zum nächsten Treffen und hüpfen maximal bei Gelingen in die Luft. Interessant ist, was in jeder und jedem von uns schlummert und je öfter wir uns dieser Situation stellen, desto souveräner werden wir. Üben, üben, üben, heißt die Parole – ein Treffen bei den „Meisterrednern“ bietet dafür eine gute Plattform.
Einige Tipps aus eigener Erfahrung:
- Alle, die Euch zuhören, kennen das Gefühl – und alle, die Euch zuhören, sind mit ganzem Herzen bei Euch. Und wenn es positive Schwingungen gäbe, dann müsste Euch eine Wellenflut tragen. Lasst Euch einfach treiben.
- Fördere Deine Kreativität, indem Du zuhause Dinge im Raum ausmachst und eine Geschichte dazu laut erzählst oder erfindest. Lerne dabei, Deine Stimme lieben.
- Das Publikum nicht so anschauen wie „Oh Gott, was wollt Ihr von mir und wenn Ihr wollt könnt Ihr mich ruhig ausbuhen“, sondern begegnen mit einem energischen „Ja, jetzt gebe ich Euch was Besonderes – nämlich meine Geschichte“.
- Ich glaube, wenn wir selber darüber lachen können, dass wir gerade auf dem Schlauch stehen, dann ist das ein befreiendes Gefühl.
Training macht den Meisterredner und die -rednerin. Aus Stegreifredenphobiker wurden schon wahre Stegreifredenjunkis. Diese Erfahrung durfte ich selbst machen, darum traut Euch einfach und kommt vorbei!
Euer Franz-Josef