Man liest allenthalben von der so genannten „schwarzen Rhetorik“. Das ist ein Sammelbegriff für Manipulationsmethoden, rhetorische Kniffe und Tricks. Die Frage, die sich angesichts dessen stellt: Ist die Integrität des Redners ein zwingender Bestandteil einer guten Rede?
Damit entsteht ein Dilemma. Denn sobald man mit der Unterscheidung zwischen gut und schlecht beginnt, grenzt man notgedrungen aus. Dadurch wird jedoch zugleich auch die Themen-/Stilmittelwahl des Redners eingegrenzt. Und so gerät man vielleicht mit der Redefreiheit, dem „Freedom of Speech“ in Konflikt.
Andererseits führte der völlige Verzicht auf die Integrität dazu, dass man etwa Goebbels als „guten“, weil überzeugenden, Redner bezeichnen müsste.
Das Problem ist wirklich nicht neu. Schon in der Antike machte man sich solche Gedanken. Ethos und Integrität waren wesentlicher Bestandteil der Rhetorik Aristoteles, Ciceros und Cratos. Dagegen sahen die Sophisten in der Rhetorik nur ein Handwerkszeug.
Ich schreibe diesen Post nicht ohne Grund. Denn einer der vier elementaren Toastmasters-Werte ist eben die Integrität. Und die Definition dieses Werts zeigt eine mehr als salomonische Lösung des hier geschilderten Konflikts auf:
„What does integrity mean in our clubs? For every member, integrity means living up to the Toastmasters promise. That promise includes attending club meetings regularly, preparing for meeting assignments, helping maintain a positive environment, bringing guests to club meetings so they can see the benefits of Toastmasters membership, and maintaining honest and ethical standards during the conduct of all Toastmasters activities.“ (Markierung von mir.)
Ein guter Redner muss also ehrlich sein und darf ethische Standarts nicht verletzen. Und somit: Ja, die Integrität ist Bestandteil einer guten Rede, nicht jedoch als unendlich dehnbare Allerwelts-Integrität sondern als Mindestanforderung des menschlichen Zusammenlebens.