„Internationale Rede“

Was ist eine "Internationale Rede"?

Gerade erhielt ich eine Einladung zu einem der Höhepunkte des Toastmastersjahres: dem internationale Redewettbewerb.
Doch so edel dieses Wortpaar: „internationaler Redewettbewerb“ daherkommt, so muss ich doch eine traurige Geschichte von Untreue und Verrat erzählen. 

Denn das Adjektiv „international“ geht seit einiger Zeit fremd! Es stiehlt sich aus der bewährten Verbindung mit seinem Bezugswort „Wettbewerb“, paart sich frech mit dem niederen Bestimmungswort „Rede“ und gebiert einen kleinen Frankenstein mit dem Nonsensnamen „internationale Rede“. Dieser Troll „internationale Rede“ schmutzt und stänkert nun auf den Wettbewerben und zwischen den Pokalen herum.


Wie konnte es soweit kommen? Gab es da mal einen dummen Übersetzer, der beim Begriff „International Speech Contest“ nicht erkannte, wohin das „international“ gehörte: nämlich selbstverständlich zu „Contest“ und nicht etwa zu „Speech“? Und durch seine Unkenntnis der Untreue Tür und Tor öffnete?


Jedenfalls würde sich Toastmasters-Papa Ralph Smedley im Grabe umdrehen. Wie stolz war er, als sich 1930 ein erster Toastmastersclub jenseits der US-amerikanischen Grenzen, nämlich in Kanada, gründete. So stolz, dass er seine Organisation umgehend in Toastmasters INTERNATIONAL umbenannte. Und als dann 1935 noch ein Club in England dazukam, war man wirklich eine internationale Familie und das Glück war vollkommen: Zur Feier luden die Toastmasters 1938 in Tuscon, Arizona zur ersten internationalen Convention ein. Das Glanzlicht war natürlich der internationale (Rede-)WETTBEWERB.
Gut, dass Ralph Smedley diese Verunglimpfung seines Lieblingswortes „international“ nicht erleben musste. Oder findet er keine Ruhe angesichts der Abstrusität „internationale Rede“, die unsere Anfänger verwirrt, weil sie so unsinnig  ist? Wir sollten sie deshalb nicht mehr künstlich am Leben halten, sondern in Ehren begraben. R.I.P. „internationale Rede“ – Ruhe in Frieden!
Wir sollten uns auf die vier Toastmasterswerte besinnen: Integrität, Respekt, Service und Exzellenz. Wir sollten „international“ wieder ordentlich mit „Wettbewerb“ verpartnern und feststellen, dass wir diesen Begriff heute und in Europa eigentlich garnicht brauchen. Wir sollten integer, respektvoll, dienstbar und exzellent von „Rede“ (ohne Adjektiv) und „humorvoller Rede“ sprechen und unsere Wettbewerbe sprachkorrekt genießen.
Es leben die Begriffe „Rede“, „humorvolle Rede“, „Bewertungsrede“, „Stegreifrede“ und „Clubwettbewerb“, „Gebietswettbewerb“ etc.


Alles Gute für die Wettbewerbe!